… und schon ist meine Autorenpatenschaft „Wörterwelten“ um. Die Schreibwerkstatt, die ich an vier Tagen in den Ferien betreut habe, verging wie im Flug. Heute hatte ich dann auch schon meine zweite eigene Lesung, die den Abschluss bildete: Die Kinder der integrativen OGS lernten mein Buch „Flaschenpost in Sütterlin“ kennen.
Die Tage waren auch für mich voller Erlebnisse. Nachdem Clemens aus der Clementine sich schon am ersten Tag in die Werkstatt geschmuggelt hatte, gingen die Kinder an Tag 2 mit einem eigenen Vogel auf Reisen: auf dem Papier. Sie flogen an alle möglichen Wunschorte der Erde. Am Nachmittag besuchte uns die Theaterpädagogin und -therapeutin Marion Gerlach-Goldfuß. Sie sorgte dafür, dass die Kinder ihre Geschichten richtig fühlten: Sie ließ die Geschichten nämlich spielen und erzählen.
Das war nicht nur, aber gerade auch für die Kinder toll, die nicht so gut lesen können. Ein Mädchen hat daraufhin zwei ihrer Geschichten komplett auswendig vorgetragen, und auch bei den anderen Kindern merkte man, dass sie mit ihrem Geschriebenen viel vertrauter waren.
An Tag 3 wurde überarbeitet und weiter erfunden. Die Kinder, die nicht so gut schreiben konnten, erzählten ihre Ideen einer ehrenamtlichen Helferin, ohne die das Projekt in der Art nicht möglich gewesen wäre. Sie oder ich, wir schrieben die Geschichten für sie auf.
Am Nachmittag stand eine Generalprobe auf dem Programm: Wir mussten gemeinsam entscheiden, welche Geschichten wir den Bewohnerinnen und Bewohnern des St. Mauritius Stift in Bochum vorlesen oder erzählen wollten. Denn dort ging es am Freitag hin, zu einer Lesung.
Dabei entführten die Kinder rund 15 Seniorinnen und Senioren sowie einigen Pflegerinnen und den Mitarbeiter des Sozialen Dienstes in fremde Welten: Vieles drehte sich um Familie und Freundschaft und um besondere Plätze dieser Erde. Ich war sehr stolz, dass alle Kinder sich getraut haben, sich vorne hinzusetzen und vorzutragen. Das war vor allem für die Mädchen und den Jungen von der Brüder-Grimm-Schule ein großer Schritt, der sie hat wachsen lassen. Zum Schluss bekamen die alten Menschen noch gefaltete Tiere als Geschenk.
Ich habe in der Woche selbst auch sehr viel gelernt. Vor allem, dass Inklusion absolut kein Selbstläufer ist. Und dass sie Betreuung braucht. Wieder einmal habe ich gefühlt, wie wunderbar es ist, wenn alle gemeinsam Geschichten erfinden. Und dass Geschichten nichts mit Deutschkenntnissen oder Schreibfähigkeit zu tun haben. Es ist einfach wichtig, alle Kinder zu ermutigen zu erzählen.
Ich freue mich, dass das Bundesprogramm „Kultur macht stark“ mir diese Autorenpatenschaft ermöglicht hat. Die „Wörterwelten“ sind gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und initiiert vom Bundesverband der Friedrich-Bödecker-Kreise.