Schreibwerkstätten rund um neues Buch

Das Buch ist noch gar nicht erschienen – aber ich durfte schon zweimal daraus lesen: Die Rede ist von „Der Duft von Apfelkuchen“. Das ist die Lebensgeschichte der Zeitzeugin Renie Inow, die als Renate in Wuppertal aufgewachsen und dann mit dem Kindertransport nach England geflohen ist. Diese Geschichte durfte ich für die Begegnungsstätte „Alte Synagoge Wuppertal“ für Kinder erzählen – sie wird bald im Verlag Hentrich & Hentrich als Kinderbuch erscheinen.

Eine erste Manuskriptlesung hatte ich anlässlich des 95. Geburtstags der Protagonistin – und jetzt habe ich ein Projekt in einer Wuppertaler Realschule geleitet. Dort habe ich zunächst aus dem Manuskript vor einer Gruppe von 19 Kindern aus den 6. Klassen gelesen. Und in der letzten Woche war ich gleich zwei Mal in der Schule und habe Schreibwerkstätten geleitet.

Die Kinder haben rund um die Themen „Was ist Heimat / Zuhause für mich?“, „Heimweh“, „Wunsch-Welten“, „Wie wollen wir zusammenleben?“ geschrieben. Herausgekommen sind ganz wunderbare Gedichte und Miniaturen – viele kleine Perlen. Das waren intensive Begegnungen!

Foto: Andrea Behnke

Buchmesse 2024

In einer nachdenklichen Stimmung sollte man vielleicht nicht über die Buchmesse bloggen. Oder vielleicht gerade doch? Ich mache es jetzt einfach. Garniert mit etwas Frust … und Hoffnung auch.

Gerade scrolle ich so durch Instagram – und klar, in der Buch-Bubble sind viele auf der Buchmesse. Ich sehe Selfies von Treffen, viele Bücher, alles wirkt bunt. Natürlich täuschen die Sozialen Medien. Niemand schreibt im Buchmessen-Posting über die Bücher, die nach kurzer Zeit verramscht werden. Über das fehlende Marketing für manche Titel. Oder über die Ideen, die leider überhaupt nicht in den Markt passen.

Und natürlich ist die Buchmesse auch genau das, was man auf Insta & Co. sieht: bunt und voller Kontakte, über die man sich freut. Genau deshalb fährt man ja hin: nicht nur um Bücher zu sehen und Veranstaltungen zu erleben, sondern um Menschen aus der Branche zu treffen.

Messe-Melancholie

Trotzdem hat mich die Messe in diesem Jahr auch melancholisch zurückgelassen. Ich war am Mittwoch dort. Noch nie war ein Messe-Mittwoch so leer wie dieser, so mein Eindruck. Als ich ankam, kamen Leute mit Maske über die überaus breiten Gänge der Kinderbuchhalle (im letzten Jahr haben sich wohl viele mit Corona angesteckt). Und da hatte ich urplötzlich ein Pandemie-Gefühl, wobei die Messe 2022 irgendwie eine Aufbruchstimmung hatte, obwohl weniger Verlage an Bord waren.

Auffallend fand ich: Viele kleine Verlage waren nicht auf der Messe oder waren an großen Gemeinschaftsständen. Oder sie sind ohnehin inzwischen unter dem Dach einer großen Marke, mit ein paar eigenen Regalbrettern. Die Konzentration in der Branche ist spürbar. Das passt auch dazu, dass es vielen kleinen Verlagen in diesen Krisenzeiten nicht gut geht. Ich bin mir sicher: Wenn es nicht bald eine strukturelle Verlagsförderung gibt, wird es die Verlags-Vielfalt, die ich so schätze, bald in der Form nicht mehr geben. Da es Themen gibt, die nur in Buchnischen stattfinden, hat das auch gesellschaftliche Auswirkungen.

Umso froher war ich über die Veranstaltungen auf der Leseinsel der unabhängigen Verlage. Davon habe ich mir einige gegönnt. Besonders spannend fand ich die Veranstaltung zur Auszeichnung „Bayerns bester Independent Bücher 2024“: spannende Titel aus inspirierenden unabhängigen Verlagen, die allesamt Verlagsprämien bekommen haben.

Buch-Begegnungen

Unterm Strich war es auch für mich persönlich ein guter Messetag: Vormittags hatte ich Verlagstreffen, u.a. war ich beim Lingen-Verlag, für den ich regelmäßig arbeite, und habe die Edition Pastorplatz besucht, die schöne Heimat dreier meiner Bücher. Ich habe die Verlegerin von Hentrich & Hentrich kennengelernt, wo Ende des Jahres eine Zeitzeuginnenbiografie für Kinder erscheinen wird. Diese habe ich für die Begegnungsstätte „Alte Synagoge“ Wuppertal geschrieben, die auch den Verlagskontakt hatte, sodass das Kinderbuch ein Verlagsbuch werden kann. Zu guter Letzt konnte ich eine weitere Verlegerin treffen, für eine neue, ganz andere Idee. Ich bin gespannt, was daraus wird, und kann einen Daumen gebrauchen.

Am Nachmittag habe ich dann hintereinander mit mehreren Kolleginnen Kaffee getrunken. Auch das war sehr schön.

Die Zugverspätung auf der Heimfahrt hätte es aber nicht gebraucht, liebe Deutsche Bahn – ich war auch so schon ziemlich erschöpft.

Fotos: Andrea Behnke

TalentTage Ruhr 2024

Ich freue mich sehr, dass ich auch in diesem Jahr wieder bei den TalentTagen Ruhr lesen durfte. Die TalentTage fanden vom 25. September bis heute im Ruhrgebiet statt – und ich war in Dortmund, Herne, Schwerte und Essen an Grundschulen unterwegs, in 2., 3. und 4. Klassen.

Im Gepäck hatte ich das Bilderbuch „Fell liebt Federn“ (mit poetischen Illus von Judith Loske, erschienen im Mabuse-Verlag) und den Kinderroman „Blütenschwestern“ (mit Herz und Witz illustriert von Mele Brink, erschienen in der Edition Pastorplatz). In beiden Büchern spielt auch das eine Rolle, was man gerne macht und gut kann. Und dass sich Menschen in ihrer Vielfalt prima ergänzen, dass nicht eine Stärke, eine Eigenschaft mehr wert ist als die andere.

Auch die Kinder hatten in den Lesungen viel zu erzählen: von ihren Hobbys, davon, wie es ist, wenn etwas nicht so klappt, von Gefühlen wie Wut und Stolz, von den Sprachen, die sie sprechen, auch von Ängsten und Wünschen. Oftmals war ich sehr berührt von dem, was ich von den Kindern erfuhr.

Natürlich ging es auch ums Büchermachen und das Leben als Autorin, darum, woher Ideen kommen und wie Geschichte aus dem Computer in den Buchladen kommen. Für einen Jungen stand fest: Er möchte auch Autor werden. Und ein anderer Junge hat während der Lesung aus dem Stand eine eigene Geschichte präsentiert, die er selbst erfunden hat und die ein Comic werden soll.

Sehr schön war’s – mit herzlichem Dank an die TalentTage fürs Möglichmachen, für das Engagement der beteiligten Schulen und natürlich für die Neugier, die Fragen und Antworten der Kinder.

Fotos: Andrea Behnke

Lesung und Workshop

… und auch von dieser Veranstaltung vor den Sommerferien wollte ich gerne noch erzählen: Im Rahmen der Reihe „Wie fühlen sich Rassismus und Ausgrenzung an?“ wurde ich von der Intergrationsagentur der Diakonie Essen und dem Essener Verein zur Förderung der Kinder- und Jugendliteratur an eine Realschule eingeladen. Dort gab es ein Doppelpack, bestehend aus einer Lesung aus „Die Verknöpften“ und einer anschließenden Schreibwerkstatt, in der es um Miteinander und Demokratie ging.

Es war eine neugierige und aktive 6. Klasse, in der ich da sein durfte. Für viele war die NS-Geschichte neu, viele wussten nur wenig oder gar nichts über die Verfolgung der Jüdinnen und Juden. Vieles aus der Lesung floss so auch in die Texte, die in der Schreibwerkstatt entstanden sind. Berührende Texte, persönliche Geschichten wurden geschrieben – aber natürlich auch viel fabuliert. Ich finde diese Verbindung von Lesung mit anschließender Werkstatt immer sehr bereichernd.

Das größte Kompliment für mich an jenem Tag kam von einem Mädchen: „Ich habe mich bislang nicht für Politik interessiert, mag auch das Fach nicht. Aber jetzt möchte ich mehr wissen – auch über früher. Kommen Sie noch mal wieder?“ … Sehr gerne, natürlich!

Foto: Andrea Behnke

Lesung am Berufskolleg

Ich berichte hier auf dem Blog seit geraumer Zeit nicht mehr über jede meiner Lesungen – dazu findet man auf meinem Instagram-Account mehr. Aber besondere Lesungserlebsnisse möchte ich weiterhin vorstellen. Und die Lesung an einem Berufskolleg in Solingen war so eines.

Aus Bilderbüchern lese ich eigentlich vor Kindern der 1. Klasse, je nach Buch auch vor Zweitklässlerinnen und Zweitklässlern und vielleicht vor deren Eltern oder Großeltern. Dieses Mal saßen jedoch nur Erwachsene im Publikum, als ich mein Buch „Was ist nur mit Opa los?“ auspackte. Es waren angehende Erzieherinnen und Erzieher ganz unterschiedlichen Alters.

Auf dem Stundenplan in Deutsch stand zu dem Zeitpunkt das Thema „Leseförderung“. Und da Bilderbücher dabei eine große Rolle spielen, hatte die Lehrerin die schöne Idee, eine Autorin einzuladen, die eine Bilderbuchlesung macht. In dem Fall also mich.

Mir hat es großen Spaß gemacht, vor den Pädagoginnen und Pädagogen in spe zu lesen. Und vor allem im Anschluss an die Lesung mit ihnen über Leseförderung zu reden und ihre Fragen zu beantworten. Dem Rattenopa tat die Abwechselung auch sehr gut ;-)

Foto: Andrea Behnke