Bis zum Wochenende wusste ich noch gar nicht, wann ich zur Buchmesse fahre. Schließlich habe ich mich Mittwoch auf den Weg gemacht. Der erste Buchmessen-Tag ist gemeinhin der, der am wenigstens überlaufen ist. Geplant hatte ich nur wenig – meine Erwartungen waren somit nicht hoch. Ich freute mich darauf, einfach durch die Gänge zu schlendern und mir auch endlich mal Lesungen anzuhören, was ich sonst bei Messebesuchen meistens nicht schaffe.
Letztlich habe ich doch drei Verlage besucht – und etliche Kolleginnen und Kollegen getroffen. Diese Begegnungen sind immer das i-Tüpfelchen auf Messen. Und nach der Pandemie merkt man immer noch, dass Menschen sich über „echte“ Treffen freuen.
Tatsächlich war ich auch bei Lesungen: So habe ich Michael Piekar gehört, der im Sommer noch beim Bachmann-Preis war, war bei Marion Tauschwitz‘ Vorstellung von „Selma Merbaum – Ich habe keine Zeit gehabt, zu Ende zu schreiben“ und habe Joana Osman erlebt, die ihren Roman „Wo die Geister tanzten“ präsentiert hat. Dieser Roman hat angesichts der Lage in Israel noch einmal an Aktualität gewonnen.
Weniger Aussteller
Die Lesungen waren zum Teil nicht sonderlich gut besucht, das tat mir im Herzen weh für die Autorinnen und Autoren. Doch das ist wohl des einen Freud, des anderen Leid: Der erste (Fachbesucher-)Tag ist wahrscheinlich nicht der beste für Veranstaltungen.
Doch augenfällig war auch, dass die Messe insgesamt sehr ausgedünnt war. Es gab viele „Relax-Zonen“, wie sie genannt wurden – sogar in der vor Corona brechend vollen Halle 3. Besonders leer war die Halle 4.1. Die Indie-Verlage, die in diesem Jahr noch einen Stand hatten, passten alle noch auf die Ebene 3.1. Auch hatten große Verlage, die sonst mehrere Stände hatten, quasi „alles unter einem Dach“: zum Beispiel Kinderbuch und Schulbuch oder Erwachsenen- und Kinderliteratur …
Das zeigt vielleicht, dass die Pandemie den Verlagen andere Wege des Vertriebs und der Vernetzung gezeigt. Und: dass es vielen – gerade kleineren – Verlagen derzeit auch nicht so gut geht, dass ein Messeauftritt finanziell zu stemmen ist.
Über allem schwebte in diesem Jahr das Thema Künstliche Intelligenz. KI ist – so schien es zumindest gestern – das Kernthema der diesjährigen Messe. Es ist sicher eines, das die Branche verändern wird. Und auch das Leben der Autorinnen und Autoren. Das, so meine Meinung, nicht zum Positiven.
Fotos: Andrea Behnke