Ende letzten Jahres dachte ich, dass ich mal wieder Inspiration brauche. Berufliche Inspiration. Wer mich ein wenig kennt, weiß, dass ich musikalisch öfter Workshops besuche. Beruflich habe ich schon länger kein Seminar mitgemacht.
Wenn man schon lange arbeitet, ist es nicht mehr so einfach, eine Fortbildung zu finden, die einen wirklich weiterbringt. Umso glücklicher war ich, als mir im Programm des Figurentheater-Kollegs, das netterweise in meiner Heimatstadt ist, sofort ein Angebot ins Auge sprang: „Ein Bild – 1.000 Worte“ haben haben Gilbert Meyer und Marie Wacker aus dem Elsass (Frankreich) ihren Kurs genannt. Erzählen mit Bilder, Erzählen mit und für Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, die Sprachprobleme haben oder anderweitig keine Worte finden – das fand ich sofort spannend. Zumal ich im Frühjahr ein Projekt leite, zu dem genau das passt (mehr dazu später).
Und was soll ich sagen? Ich war schon lange nicht mehr so begeistert. Die beiden Dozent/innen (sie kommen aus dem Schauspiel und dem Puppenspiel) haben mich schon am ersten Kurstag in ihren Bann gezogen. Sie waren so auf den Punkt, so wertschätzend, so aufs Detail bedacht, so künstlerisch. Auch die Gruppe war so, dass man sich sofort wohlfühlen konnte – das ist keine Selbstverständlichkeit. Ich war fünf Tage wie in einer parallelen Welt. Habe Bilder geschnibbelt und geklebt und Geschichten erfunden und erzählt. Mit Erzählkartons und Erzählrollen.
Das Schöne: Jede der elf Teilnehmerinnen hatte ihren ganz eigenen Erzählstil. Auch Gilbert und Marie erzählten: u.a. sehr berührende Geschichten aus dem Krieg. Manchmal verliere ich im Schreiballtag ein wenig das, was mir eigentlich wichtig ist. In der Woche merkte ich wieder genau, warum ich tue, was ich tue. Die Magie der Worte, die Kraft der Geschichten, die Wucht der Bildsprache, all das beflügelte mich sehr. Und ich schrieb mir jeden Tag Ideen für Geschichten auf, das war ein kleiner Nebeneffekt. Inzwischen habe ich mir schon Holzbretter und Holzstifte besorgt …
Die Geschichte, die ich bei der Werkschau präsentiert habe, habe ich mit der Flöte „garniert“, das war sowieso mein Plan für Lesungen in diesem Jahr. Es ist geglückt. Und da schließt sich dann auch der Kreis zu meinem Flötenunterricht und den Musikaktivitäten. Denn auch Musik erzählt Geschichten.
Fotos: Andrea Behnke